Woher kommt der Osterhase?
Veröffentlicht am 15.04.2022Dr. Andreas Fahl ist Volkskundler und stellvertretender Direktor des Historischen Museums in Hannover. Er erklärt, wie der Osterhase nach Hannover gekommen ist.

Herr Dr. Fahl, was war eher da, der Hase oder das Ei?
In jedem Fall das Ei! Eier zu Ostern sind bereits seit dem Mittelalter belegt. Allerdings waren sie damals ein Naturalzins, eine Steuer, die von den Bauern an den Grundherren zu entrichten war.
Warum ausgerechnet zu Ostern?
Hühner haben früher im Winter keine Eier gelegt, sondern erst wieder in der Osterzeit.
Und der Hase?
Der Osterhase ist eigentlich eine sehr neue Erscheinung. Wir wissen gar nicht genau, wo er herkommt. Ab 1682 gibt es einzelne Belege aus dem Elsass und der Pfalz. In Niedersachsen ist er zum Teil erst Anfang des 20. Jahrhunderts aufgekommen. Die Eier brachten hier bis dahin Hahn, Huhn, Fuchs oder Kuckuck. Ein sehr norddeutscher und skandinavischer Brauch ist das Osterfeuer.
Hase und Eier gelten als Fruchtbarkeitssymbole. Bei Ostern ist häufig von „germanischen Wurzeln“ zu hören.
Fruchtbarkeitssymbole sind sie wohl, ja. Ich würde aber auf „germanisch“ nicht all zu viel geben, das beruht häufig auf einzelnen Formulierungen bei römischen Geschichtsschreibern. Häufig geht unser Wissen über Bräuche nur knapp 200 Jahre zurück. Warum die tatsächlich entstanden sind, ist oft unklar. Es ist da auch so viel von Germanen die Rede, weil der im 19. Jahrhundert entstehende Nationalismus es gerne deutsch und urtümlich haben wollte.
Wie entstehen Bräuche?
Menschen lieben es, etwas in Gemeinschaft zu zelebrieren. Viele Osterbräuche, die heute meist verschwunden sind, wurden von jungen Leuten gefeiert. Die wollten zusammen Spaß haben und sind zum Beispiel zum Eiersammeln durchs Dorf gezogen. Da boten sich die hohen kirchlichen Festtage an, da war sowieso arbeitsfrei.
Interview: Dirk Altwig
Danke an die Medienarbeit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover (EMA)!
